Die Zollhäuser auf Deutsch

HABEN SIE ETWAS ZU VERZOLLEN?
Die Zollhäuser in Kristinestad sind einzigartig in Finnland. In diesem Gebäude, dem westlichen Zollhaus, wurden Waren verzollt, die vom Land in die Stadt gebracht wurden.


DER KLEINE ZOLL
In der Zeit von 1622 bis 1808 wurden nicht nur auf Auslandsimporte Zölle erhoben, sondern auch auf Waren, die vom Land in die Städte gebracht wurden. Der Zweck dieses "kleinen Zolls" (auch Landzoll genannt) bestand darin, den Handel in den Städten zu konzentrieren und dem schwedischen Staat mehr Einnahmen zu verschaffen. Um die Städte herum wurden Zollzäune in Form von Mauern, Brettern oder Stangen errichtet. Ursprünglich sollten sie 8 Ellen (4,8 m) hoch sein; später „mindestens 2 ½ Ellen“ (1,5 m). Der gesamte Verkehr wurde durch Zolltore geleitet, die nachts geschlossen waren. Neben den Toren wurden Zollgebäude errichtet.

Auf alle Konsumgüter wurde ein Zoll erhoben. Die Zollgebühr betrug anfangs 1/32 (ca. 3%) des Warenwertes, später wurde sie nach Gewicht oder Maß berechnet. Wenn ein Bauer eine Ladung Waren auf den Markt oder zum Direktverkauf an einen Abnehmer brachte, wurden die Waren vom Zöllner gewogen und gemessen. Nach Zahlung der Gebühr erhielt der Bauer eine Quittung, die er einem Wächter zeigte, der das Tor öffnete.

Die Zollgebühr musste unabhängig davon, ob die Waren verkauft wurden oder nicht, bezahlt werden. Der Zoll war daher unbeliebt und die Zöllner mussten bei der Arbeit bewaffnet sein. Schmuggel war eher die Regel als die Ausnahme. Das System war für den Staat schwer aufrechtzuerhalten, und die Zollerhebung wurde lange Zeit an Privatpersonen verpachtet. Der kleine Zoll wurde 1808 in Finnland abgeschafft.

Der Zollzaun in Kristinestad ging fast um die gesamte heutige Holzstadt herum. Während des Großen Unfriedens zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde der Zaun zerstört, aber 1726 wieder aufgebaut. Die Verantwortung für den Bau und die Instandhaltung des Zauns lag bei den Bürgern der Stadt. Laut einem Bericht, der 1803 nach Stockholm geschickt wurde, hatten die Einwohner von Kristinestad die Arbeit nicht erledigt, der Zaun war verfallen und verschwunden.


DIE ZOLLHÄUSER IN KRISTINESTAD
Die Zollhäuser wurden oft nach Standardzeichnungen gebaut. Neben Büros für die Zollabfertigung konnten sie auch den Zöllner und seine Familie beherbergen. In Schweden und Finnland sind heute nur noch wenige Zollhäuser erhalten, die oft verlegt und/oder für andere Zwecke umgebaut wurden, z.B. in Oulu und Nykarleby.

Zollhäuser gibt es in Kristinestad seit den 1660er Jahren. Das östliche Zollhaus, das auf dem heutigen Salutorget stand, diente dem Seeverkehr – bevor die Steinbrücke gebaut wurde, wurde der Markt per Schiff erreicht. Dieses Gebäude, d.h. das westliche Zollhaus, wickelte den Verkehr ab, der von der Landstraße aus Richtung Närpes kam. Es stand ursprünglich etwa 20 m weiter nördlich, bei der heutigen Schule. Der sog. Nordzoll hatte auch ein kleineres Wachhaus, das im Winter genutzt wurde. Die heutigen Zollhäuser in Kristinestad sind in einem relativ authentischen Zustand erhalten und daher einzigartig. Sie wurden mit der dendrochronologischen Methode auf den Beginn der 1760er Jahre datiert.


© Staffan Martikainen 2023.
Källor/Lähteet/Quellen:

Bengtsson, Richard: Vid stadens hank och stör: tullstugor, portar och bommar i svenska städer 1622–1810. Tullmuseum, 1998
Berggren, Jan: Tullsnok – öppna bommen! Carl Michael Bellman och tullen. Carlsons, 2003
Nymansson, Peter: Kristinestad och Kaskö. Manuskript, 1803.
”Pikkutullin päiviltä”. Suomen Kuvalehti 17.3.1933
Suomen kaupunkirakentamisen historia. Toim. Henrik Lilius ja Pekka Kärki. SKS, 2014

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[Foto]
Nach 1808. Sowohl das westliche als auch das östliche Zollhaus wurden in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts als unnötig angesehen und an das nördliche Ende der Stadt verlegt. Sie wurden u.a. als Mietwohnungen für Bedürftige und als Seuchenlazarett bei Cholera- (1899) und Scharlachausbrüchen (1910) genutzt. Das westliche Zollhaus wurde 1967 an seinen alten Standort zurückverlegt. Das östliche Zollhaus hingegen blieb am Nordzoll. Das Bild stammt aus den 1930er Jahren.


[Bauzeichnungen und dendrochronologische Bohrprobe]
Wie alt sind die Zollhäuser? Die Zollhäuser von Kristinestad, insbesondere das westliche, folgen im Wesentlichen der Standardzeichnung von 1759, die vom Kammarkollegiet in Stockholm herausgegeben wurde. Zollhäuser des gleichen Modells wurden in anderen Städten Schwedens errichtet, sind aber nicht erhalten geblieben. 2022 wurden aus den Baumstämmen der Häuser Bohrproben für dendrochronologische Untersuchungen entnommen. Die Jahresringe zeigen, dass die Bäume 1760–1761 gefällt wurden, die Gebäude also in den frühen 1760er Jahren errichtet wurden.
 

[Deckblatt eines Buches]
Landzoll- und Akzisenordnung von 1756. Das Personal des kleinen Zollhauses war auch zuständig für die Erhebung der Akzisen, einer Art Verbrauchssteuer, die die Bürger für Bäckerei-, Brauerei- und Schlachtprodukte zahlten.

[Zettel]
Zollschein (Quittung) aus den 1770er Jahren. Fredrik Grönlund hat am 16. August Waren beim östlichen Zoll in Rauma verzollt. Die Waren und die Menge sind auf der Rückseite angegeben.

[Buchseite mit Produktliste]
Auszug aus der Landeszollsteuer von 1622. Hier ist der Zoll in Öre angegeben für u.a. Federwild verschiedener Art (z.B. Eiderente, Kranich und Reiher, 20 Stare), Räucherlachs, Ochsen-, Kalbs-, Biber- und Luchshaut.

 
[Große Karte]
Der Zollzaun in Kristinestad ging fast um die gesamte heutige Holzstadt herum. Die Strecke im Westen verlief ungefähr entlang der heutigen Staketgatan. Karte von Anfang des 18. Jahrhunderts. Königliche Bibliothek, Stockholm.


[Miniatur]
Am westlichen Zollhaus Mitte des 18. Jahrhunderts: Waren werden in die Stadt gebracht, der Zöllner und eine Wache überwachen. Miniatur von Pirjo Rajasalo.


[Vitrine mit Puppe]
Uniform des Zöllners. 1803 dienten ein Zöllner, zwei Zollschreiber und vier „Zollbesucher" (Kontrolleure) in Kristinestad. Als Zeichen seiner Würde hatte der Zöllner ein Dienstabzeichen und einen Stab. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts trugen schwedische Regierungsbeamte die sog.

Provinzuniform: einen langen Mantel aus dunkelblauem Tuch, eine weiße Weste und eine blaue Hose. Die gelben Knöpfe waren mit dem Kreiswappen verziert. Der schwarze Dreieckshut hatte ein goldenes Band, eine schwarze Rosette und einen etwas größeren Knopf. Dazu schwarze Kragenstiefel, die auch mit Sporen verwendet werden konnten, und einen Degen mit schwarzer Scheide. Puppe und Kostüm von Pirjo Rajasalo.

[Zollkiste]
Zollkiste. Der Zoll wurde nicht beim Zöllner bezahlt, sondern direkt in den Münzenschlitz der Zollkiste geworfen. Nur der Statthalter, der höchste Repräsentant des Staates in einem bestimmten Bezirk, hatte die Schlüssel zu der Kiste. Um Diebstahl und Korruption zu verhindern, hatte die Kiste oft bis zu drei Schlössern, die von drei anwesenden Personen gleichzeitig geöffnet werden mussten. Die ursprüngliche Verwendung dieser Kiste ist unbekannt. Sie wurde für die Ausstellung von der Finnischen Genossenschaftsbank der Zweigstelle Kristinestad ausgeliehen.